Donnerstag, 19. Mai 2011

„Auf den richtigen Weg lenken“ - Die neue Sozialberaterin der Schule, Dagmar Figura, berichtet über ihre Arbeit

19.05.2011, Sophie Barkey (DQF09)

Was geschieht denn da im Raum 205? Da tut sich doch eindeutig was!
Scheinbar sind noch nicht all zu viele eingeweiht, aber das soll sich bald ändern. Denn nur, wer sich am SZ Utbremen zufällig in den hintersten Winkel des zweiten Stocks im ersten Gebäudes verirrt hat, der hat wahrscheinlich eine kleine Ahnung. Völlig unscheinbar hängt dort ein Zettel an der Tür des Raumes 205, auf welchem steht: „Sozialberatung“. Aha, Sozialberatung – klingt gut! Doch was bedeutet das eigentlich? Wer kann sich dort „sozial beraten“ lassen? Warum sollte er das tun? Und, wer steckt dahinter? Utopia geht für euch auf eine kleine Erkundungstour und findet Interessantes heraus.
 
In der Pause am Donnerstag wage ich mich also in den besagten hintersten Winkel des zweiten Stocks im ersten Gebäude, hin zum Raum 205. Ich klopfe an die Tür der ehemaligen Rumpelkammer und höre – nichts. Wahrscheinlich liegt das an einem sich anbahnenden Hörsturz aufgrund des überwältigenden Stresses der Klausurenphase, denn die Frau, die auf mich zu kommt, nachdem ich mutig die Tür aufgerissen habe, ist alles andere als mundfaul.
Froh über meinen Besuch bietet sie mir direkt einen blauen Drehstuhl und dazu eine Tasse heißen Tee an.



Es ist Dagmar Figura, die neue Sozialberaterin an unserer Schule. Sie ist seit März die Ansprechpartnerin für alle Beteiligten der Schule – bei Problemen fast jeder Art!
Gleich zu Anfang erzählt sie mir, dass sie nebenbei auch Berufsberaterin ist und fügt hinzu: „Das ist, glaube ich, unter anderem ein Grund, warum ich hier bin. Ich kann ein wenig besser über den Tellerrand Utbremens hinaus schauen und eventuell den Schülern andere, bzw. weiterführende Möglichkeiten aufzeigen.“
 
Um Wege, darum geht es wohl hauptsächlich bei der Sozialberaterin, die schon immer in ihrem Beruf viel mit jungen Erwachsenen zu tun hatte und Erfahrungen in verschiedensten Bereichen mit ans Schulzentrum bringt. So hat sie beispielsweise lange in einer Klinik mit Drogenabhängigen gearbeitet, ist in ihrer eigenen Praxis Therapeutin und dazu eben Berufsberaterin.

„Die eigentliche Idee hinter der Sozialberatung hier ist natürlich nicht, die Leute an die richtigen Jobs zu bringen. Aber ich bin hier, um solchen, die aus den verschiedensten Gründen in der Klemme stecken, unter die Arme zu greifen und sie auf den richtigen Weg zu lenken. Ich bin hier keine Therapeutin, aber bei mir haben die Hilfesuchenden auf jeden Fall eine erste Anlaufstelle.“ (Aha, da ist er wieder, der Weg!)
„Doch wie geht es dann weiter?“, möchte ich wissen. Frau Figura erklärt: „Ich vermittle die Schüler dann an die passenden Berater, Psychologen oder auch Ämter. Es kann ja auch mal sein, dass es sich um finanzielle Probleme handelt. Ich bin kein Sozialamt, aber ich unterstütze alle, die nicht wissen, wie es weitergehen soll. Ich möchte ihnen die Richtung weisen, erste Hilfestellung leisten.“

Rein theoretisch hört sich das natürlich gut an, aber wie sieht es eigentlich in der Praxis aus? Ich frage sie, ob schon viele Schüler bei ihr waren, und wie sich der bisherige Ablauf gestaltete.
„Mittlerweile waren schon so einige Schüler bei mir. Die meisten wurden von Lehrern geschickt, die das Gefühl hatten, hinter beispielsweise den vielen Fehlzeiten oder anderen Vorkommnissen könnte ein größeres Problem stehen. Aber inzwischen hat es sich schon etwas herumgesprochen, dass es mich gibt!“, lacht sie und fährt fort, „also sind auch schon manche Schüler von sich aus gekommen.“
 
„Und was waren das grob für Fälle?“, frage ich sie, vielleicht etwas zu neugierig.
Die studierte Sozialpädagogin berichtet: „Die meisten bisher waren Leute mit unterschiedlichen Problemen, sei es ganz persönlicher Art, die durch Fehlstunden auffällig geworden sind. Hier haben sie es endlich geschafft, die Schule mit einzubeziehen, also die Katze aus dem Sack zu lassen. Der nächste Schritt war dann, den Lehrer herzuholen und gemeinsam über das Problem zu sprechen, auf besseres Verständnis zu treffen und schließlich Lösungen zu finden. Jederzeit offen bin ich auch für Personen mit familiären Problemen... Es sind auch schon Leute gekommen, die gemerkt haben, dass sie die Schule vielleicht gar nicht packen und denen ich mögliche Wege aufzeigen kann, wie es nun weitergeht.“
„Wie sieht das aus mit Problemen in der Klasse, können Sie auch da Tipps geben?“
„Ja, selbstverständlich“, antwortet sie. „Solche hatte ich auch schon hier. Sowohl bei klasseninternen Einzelproblemen, als auch bei Schwierigkeiten mit Lehrern stehe ich gerne zur Verfügung. In einem solchen Fall würde ich zuerst separat und dann gemeinsam mit Schüler und Lehrer überlegen, wie man die Fronten vielleicht wieder etwas auflockern kann und schaue als „Bindeglied“, dass sich die Situation möglichst nicht verhärtet und festfährt.“

Ich will noch wissen, was ihr an ihrer Arbeit als Sozialberaterin gefällt. Sie holt tief Luft und erzählt dann: „Zuerst muss ich sagen, ich habe das Gefühl hier direkt am Anfang wirklich sehr gut aufgenommen und angenommen worden zu sein. Sowohl von Schülern als auch von den Lehrern, die mich nicht als Konkurrentin sehen. So etwas gibt ein positives Gefühl und stimmt mich auf jeden Fall noch motivierter. Es war also ein toller Start... An der Arbeit selber finde ich es prima, dass sich Leute öffnen können, die sich vorher vielleicht gar nicht getraut haben. Ihnen möchte ich Möglichkeiten anbieten und dabei helfen, nicht zu verzweifeln. Wenn ich sie dann auch noch wirklich weiterbringen kann, macht es großen Spaß, zu sehen, dass es funktioniert hat.“
Und wie kriegt man Kontakt zu dieser Allround-Beratung? Die Antwort ist simpel und im heutigen Zeitalter nicht überraschend: Am besten per Email! Unter:

figura@szut.de

kann jeder Ratsuchende ersten Kontakt knüpfen und sich einen Termin holen.
„Mein Ziel ist es, gegen Berührungsängste zu wirken, Mut zu machen und falls nötig Kontakte herzustellen“, fasst sie noch einmal zusammen und prophezeit: „Langfristig wird keine Schule um so etwas wie eine Sozialberatung herumkommen.“

Bestärkt durch ihre offene Art, komme ich fast pünktlich zum Bio-Unterricht aus dem Gespräch und schlage mich nun den nächsten Klausuren entgegen.
Jedem, dem also etwas auf der Seele drückt und der nicht weiß, wie es weitergehen soll, dem kann also nur angeraten werden, sich bei unserer Sozialberaterin zu melden. So weit ist der hinterste Winkel des zweiten Stocks im ersten Gebäude nämlich doch nicht entfernt. Und außerdem - der Weg lohnt sich bestimmt.

Vielen Dank für das Gespräch, Frau Figura!

19.05.2011, Sophie Barkey (DQF09)

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